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Gesundheit und Pflege
Bereitschaft, die demente Welt verstehen zu wollen und
sich damit auseinanderzusetzen. Hierbei gilt es die „Verrücktheiten“
zuzulassen und (auch wenn es schwer fällt)
auszuhalten.
PRAXISTIPP:
Immer ist das Wissen über die Lebensgeschichte wichtig!
Viele „Verrücktheiten“ lassen sich anhand der Lebensgeschichte
erklären. Wenn Gustav H. seine Aktentasche
nimmt, obwohl er schon zwei Jahrzehnte pensioniert ist,
hat er mit Sicherheit noch einen wichtigen Termin in der
Bank zu erledigen. Und jeder weiß, wie ungehalten man
selbst ist, wenn man einen Termin nicht wahrnehmen
kann und von jemanden auch noch daran gehindert wird!
Andere Methoden versuchen die verwirrten Menschen
über die Sinne und schöne Gefühle zu erreichen. Wo Kommunikation
über Sprache immer weniger funktioniert, gelingt
die Ansprache vielleicht über vertraute Düfte und
angenehme Musik. Auch Haustiere können eine Vertrautheit
schaffen. Wer einmal ein weiches schnurrendes Kätzchen
streichelt, weiß, wie angenehm das für beide Seiten
ist. Wenn das Essen mit Besteck nicht mehr klappt, kann
das Essen mit den Händen angeboten werden.
Auch die Durchführung von Ritualen kann für demente
Menschen wichtig sein. Uns, den Angehörigen und professionellen
Helfern, sollten diese Bräuche bekannt sein.
Vor allem kirchliche Rituale, Tischsitten, Aufstehzeiten
sind oft von Kindheit an eingeübt und bilden einen festen
Anteil des Langzeitgedächtnisses. Wer immer vor den
Mahlzeiten gebetet hat, wird vielleicht unruhig, wenn
der Begleiter dieses Ritual vergisst.
WIE WIRD EINE DEMENZ
NEUROLOGISCH BEHANDELT?
Beim Neurologen können Betroffene verschiedene Tests,
z. B. den Uhrentest, oder den Mini-Mental-Status, zur Erkennung
der geistigen Leistungsfähigkeit durchführen lassen.
Der Arzt wird den Patienten ebenfalls nach seiner
Krankheitsgeschichte befragen. Mithilfe einer Computer-
Tomographie kann der Arzt erkennen, ob die Beschwerden
aufgrund eines Schlaganfalls oder eines Hirntumors begründet
sind. Wesentlich für eine richtige Diagnose ist dabei
immer eine sorgfältige ärztliche Untersuchung. Verhaltensauffälligkeiten
und Gedächtnisstörungen sind in der
Regel behandelbar, wobei eine frühzeitige Therapie wesentlich
für den Behandlungserfolg ist. Eine Demenzerkrankung
ist zwar noch nicht heilbar, der Verlauf der
Krankheit kann aber verzögert
werden. Eingesetzt werden
so genannte Antidementiva. Diese Medikamente verlangsamen
den Abbau des Botenstoffes Acetylcholin im Gehirn
des Erkrankten. Diese Medikamente werden vom Arzt verordnet
und von den Krankenkassen erstattet. Der Erfolg
der medikamentösen Therapie ist umso größer, je früher
mit der Behandlung begonnen wird. Bei Persönlichkeits-
und Verhaltensstörungen können Beruhigungsmittel, Antidepressiva
und Neuroleptika eingesetzt werden.
PRAXISTIPP
Rat und Hilfe zur Früherkennung von Hirnleistungsstörungen
und der Alzheimer-Krankheit gibt es inzwischen
in einer Reihe von Spezialeinrichtungen, die eine intensive
Frühdiagnostik durchführen. Sie heißen entweder
Gedächtnissprechstunde, Gedächtnisambulanz oder
Memory-Klinik.